Versöhnliches Ende bei der gut besetzten 57.Tour de Bretagne für das deutsche Kontinentalteam „Lotto Kern-Haus“ mit dem Schweinninger Radsportler Jan Hugger. 150 Starter aus 25 Profi-Equipes, darunter elf Development-Teams (Farmteams der World Tour-Rennställe) hatten die eigentlich vorgesehenen insgesamt 1249 Kilometer vom Startort Plouescat aus in Angriff genommen. 101 kamen tatsächlich nach sieben Etappen ins Ziel von Châteaugiron. Dazwischen lagen viel Leid, Stürze und Krankheiten.

Von den ursprünglich sechs gestarteten Lotto Kern-Haus-Fahrern blieb bis zur vorletzten Etappe am Sonntag bereits die Hälfte auf der Strecke. Ein Trio mit Kapitän Joshua Huppertz und seinen Helfern Jakob Geßner und Jan Hugger hielt bis zum Ende die Fahnen hoch. „Auf der Schlussetappe konnten wir endlich zeigen, was unter normalen Umständen alles möglich gewesen wäre“, kommentierte Hugger die „Performance“ und den vierten Platz von Huppertz auf der letzten, sehr starken Etappe des Koblenzer Teams bei der UCI-2.2-Tour (Europaliga) in der bei Radsportlern berüchtigten Bretagne.

 

Die 1000 Kilometer Anreise ab Koblenz am Vortag steckten Hugger auf der 155 Kilometer langen, ersten Etappe noch in den Beinen. „Da saß ich gefühlt noch im Auto und konnte nicht großartig ins Renngeschehen eingreifen“, gab der 24-Jährige zu Protokoll.

Deutlich besser lief es auf den 172 Kilometern des zweiten Renntags. Teamkollege Pierre Pascal Keup saß in der dreiköpfigen Spitzengruppe, die fünf Kilometer vor dem Ziel noch gestellt wurde. Es folgte allerdings ein „kriminelles“ (Hugger) Finale mit Stürzen und ohne Ergebnis für „Team Lotto Kern-Haus“.

Die dritte, komplett verregnete Etappe wurde wortwörtlich zur Schlammschlacht. Beim Auf- und Ab von Trégunc nach Le Quillio (191.5 km) sorgte eine komplett verdreckte Straße in der Anfahrt zur Mur de Bretagne für einen Massensturz. Jan Hugger fand sich mit defektem Arbeitsgerät in einem schmalen Wassergraben wieder und musste lange auf den Radwechsel warten. Das Begleitfahrzeug steckte im Konvoi fest. Teamkollege Leon Brescher entschädigte das Ungemach im Team mit einem zwölften Platz, musste am nächsten Tag auf der vierten Etappe die Segel streichen und aufgeben. Nach Christian Koch die zweite Aufgabe im Team.

 

Unter unangenehmen Umständen bestritten die Männer um Teamchef Florian Monreal den vierten Renntag. Ein Teil des Teams plagte sich mit schlimmsten Magenproblemen, die sie sich wohl in der vorherigen Unterkunft eingefangen hatten. Diese sollten die Fahrer bis zur fünften Etappe wortwörtlich auf Trapp halten. Oder besser: Die Sportler konnten nicht mehr richtig essen. Ein No-Go im Sattel. Hugger erwischte es besonders heftig, „fuhr nur mit“, erreichte aber nach rund 183 Kilometern Plumelec.

Die folgende, schnelle Etappe über rund 174 Kilometer von Sérent nach Louisfert war sportlich gespickt von Attacken. Das Quartett Huppertz, Keup, Geßner und Hugger. Letztere befanden sich auf dem Weg der Besserung und konnten ihren Kapitän über die gesamte Distanz gut unterstützen, aber im Finale nicht mehr helfen. Huppertz sprintete auf den 15-Platz.

 

In einem Desaster endete das Renngeschehen am Sonntag. Ein schlimmer Massensturz, erneut auf einer schlammigen und damit glitschigen, kleinen Straße beendete den Renntag als solchen, zu dem Pierre Pascal Keup nicht mehr angetreten war, nach 128 Kilometer. Über 80 Fahrer waren involviert, darunter alle drei Lott-Kern-Haus-Piloten, die sich aber nicht ernsthaft verletzten. Rettungswägen brachte eine handvoll Fahrer ins Krankenhaus. Das Rennen wurde aufgrund fehlender weiterer Rettungswagen annulliert. Es wäre mit den 209,4 Kilometer von Châteaubriant nach Plancoët die längste Etappe der Tour de Bretagne 2023 gewesen. Das Peleton wurde neutralisiert über eine Abkürzung ins Ziel geleitet. Dort bestritten sie noch eine Runde für die Zuschauer, die wie an jedem Tag zahlreich an der Strecke standen und die „Ritter der Landstraße“ anfeuerten.

Josh Huppertz

 

Das verblieben Trio beeindruckte auf der Schlussetappe am 1.Mai mit hervorragender Teamarbeit und Überblick. Hugger, dem es wieder „richtig gut“ lief, und Geßner konterten Attacken und geleiteten Kapitän Huppertz bestens ins Finale. Dieser dankte es mit dem vierten Platz. „Am Schlusstag ging es uns körperlich wieder gut und wir Drei konnten endlich zeigen, was möglich gewesen wäre ohne Sturz, Magenproblemen oder Lebensmittelvergiftung und all den Quark“, beschloss der junge Villinger-Schwenninger die leidvolle bretonische Woche, aus der der Schweizer Simon Pellaud vom Cancellara-Team „Tudor Pro cycling“ nach 23 Stunden und 26 Minuten Fahrzeit herausging. Bedingt durch die körperlichen Unannehmlichkeiten belegten Joshua Huppertz Rang 50, Jakob Geßner Platz 66 und Jan Hugger fand sich auf dem 87.Platz wieder.

Text:uhu

Fotos: Veranstalter Tour de Bretagne_Sébastien-DELAUNAY// Team Lotto Kern-Haus

 

 

 

 

 

 

 

 

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