Des einen Freud, das anderen Leid. Während der Rottweiler Jonas „Jones“ Koch (Intermarché-Wanty-Gobert-Matériaux) am Sonntag als neuer deutscher Vizemeister auf das Podest stieg, war für den Schwenninger Jan Hugger (Team Lotto Kern-Haus) das Straßen-Rennen um die Deutsche Meisterschaft in Stuttgart, die von 2020 wegen Corona auf dieses Jahr verlegt wurde, schon längst vorbei. Nach dem Bruch seines Vorderlaufrads fand sich der 22-Jährige unsanft auf den Boden der Tatsachen wieder. Eine lädierte Schulter verhinderte ein Weiterfahren. Ein kleiner Trost war der 20ste Platz beim Einzelzeitfahren am Tag zuvor. Koch setzte alles auf die Karte ‚Straßenrennen‘ und startete nicht beim Kampf gegen die Uhr. Mit dem Vizemeistertitel ging seine Rechnung gekonnt auf.

Es war ein großes Ausrufezeichen, dass die Deutsche Straßenmeisterschaft am Wochenende in und um Stuttgart und die Meisterschaft „gegen die Uhr“ in Öschelbronn trotz der besonderen pandemischen Ausgangslage und mit einem verschwindend geringen Anteil an Zuschauer, erfolgreich zu Ende gingen.

 

Koch, der am 25.Juni seinen 28. Geburtstag feiert, setzte mit einer beeindruckenden Leistung und dem Titel des neuer Deutscher Vizemeister auf der Straße ein Zeichen. Das Meistertrikot (Straße) übernahm BORA-hansgrohe-Fahrer Maximilian Schachmann.

 

Während Koch also das Einzeitfahren am Samstag über 30 Kilometer in und um Öschelbronn ausließ, um sich ganz auf die ‚Straße‘ zu konzentrieren, startete Hugger bei seiner ‚Heim-DM‘ auch auf der Zeitfahrmaschine, da es dabei auch um Bundesliga-Punkte ging. Nur eine einzige Trainingseinheit hatte der Student des Wirtschaftsingenieurwesens zuvor absolviert und musste sich beim Rennen am späteren Sieger Tony Martin messen. „Ich habe versucht, das Beste daraus zu machen“, verriet Hugger: „ Allerdings verlor ich bei der Wende, als ich über den Tourfunk erfuhr, dass mein Teammate Josh Huppertz schon eine Minute auf mich gut gemacht hatte, ein bisschen die Motivation.“ So sparte er lieber weitere „Körner“ für den Sonntag und erreichte den guten 20.Platz. Ein Rang hinter dem gebürtigen Schwenninger und besten Freund, Patrick Haller ( Leopard Pro Cycling). „Da mussten wir beide auch ein bisschen über unser internes Schwenninger Duell lachen!“

 

Das Rennen am Sonntag über 25 Runden á 7,1 Kilometer (insgesamt 177 Kilometer) mit 3000 Höhenmetern startete extrem hektisch. „Wie halt immer bei einer Deutschen Meisterschaft. Unter den 200 Fahrern waren eben einige dabei, die das ganze Jahr noch kein Radrennen gefahren waren. Das ist natürlich auch immer ein bisschen gefährlich für die Profis und für uns Kontinentalfahrer. Man musste schauen, dass man vorne fährt. Mir lief es eigentlich ganz gut und ging zu Beginn noch eine Attacke der BORA-Profis mit. Das kostete ein wenig Kraft, aber ich konnte mich wieder gut erholen, fand einen guten Tritt und hatte noch genügend „Körner im Tank“, um zum Ende hin noch etwas zu bewegen. Klar nicht, um den Sieg mitzufahren, aber ich denke, ein Platz zwischen zehn bis zwanzig wäre unter Umständen drin gewesen.“ Das Malheur passierte 13 Runden vor Schluss, als kurz nach der Verpflegungszone und vermutlich durch eine Bodenwelle das Vorderrad brach. Das Resultat: Rennen vorbei, lädierte Schulter samt Schlüsselbein und „Tapete ab“, wie es im Radsportjargon heißt, also großflächige Schürfwunden. Das passiere halt und gehöre dazu, meinte Hugger, der jetzt auf eine einwöchige Saisonpause blickt und am Montagabend noch eine Semester-Prüfung zu absolvieren hatte. „Es war also nicht das beste Wochenende für mich, aber es freute mich tierisch, dass Jonas Koch (unter anderem auch Trainingspartner) Zweiter geworden ist. Das hat er sich verdient!“

Jonas Koch (Zimmern) warb mit seinem Vizemeistertitel für eine erneute Tour de France-Teilnahme nach 2020. „Das Rennen war superhart, BORA gelang es, das Rennen so schwer wie möglich zu machen. Ich denke, mein Teamkollege Georg Zimmermann (D-Dritter) und ich haben ein super Rennen abgeliefert und gaben unser Bestes. Für mich war am Ende der zweite Platz das Maximum, was ich herausholen konnte. Aber ich bin natürlich super zufrieden mit der Performance. Ich hatte mich ja gut vorbereitet auf meine Heim-DM in Stuttgart. Das war für mich schon ein Highlight dieses Jahr.“ Nun wartet der Vater einer kleinen Tochter auf das Team-OK für die „große Schleife“. „,Eigentlich war ich „safe“ dabei, aber es hat sich dann etwas geändert und mein Platz wurde doch unsicher. Ich denke und hoffe, dass ich am Sonntag doch ein wenig Werbung für mich gemacht habe.“

Text:uhu

Foto:Team Lotto Kern-Haus

 

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