100 Flaschen zu siebt – die Helfer im Kontinental-Team „Lotto Kern-Haus“ hatten beim 53.GP Pino Cerami (UCI 1.1) am vergangenen Donnerstag in Belgien alle Hände voll zu tun. Dauerregen folgte am Sonntag auf dem Nürburgring. Auch hier stand Teamarbeit im Vordergrund und wurde erfolgreich erledigt.

Wegen extremer Hitze, durchschnittlich 40 Grad, wurde das Cerami-Eintagesrennen von Saint-Ghislain nach Frameries um 45 Kilometer auf 164.7 Kilometer gekürzt. „Eigentlich wären es 210 Kilometer und nochmals zehn Kilometer Neutralisation gewesen“, erklärt Jan Hugger, der den Grand Prix bereits im vergangenen Jahr bestritt, als noch die berüchtigte Mauer von Geraardsbergen enthalten war. Vier World-Tour-Ställe mit AG2R, La Mondiale, Lotto Soudal, Katusha Alpecin und CCC standen am Start, sowie zehn Pro-Kontinental- und zehn Kontinentalteams. Die Bullenhitze machte trotz Streckenverkürzung zu schaffen. „Es war dauernd jemand am Flaschen holen – wir tranken zu siebt, denke ich, um die 100 Flaschen“, so der junge Schwenninger. „Es war geplant, dass wir gleich zu Beginn in eine Fluchtgruppe gehen. Aber die Sprinter-Teams haben es vereitelt und schließlich ein Duo, das für sie keine Gefahr bedeutete, fahren lassen. Die Sprint-Teams hatten alles im Griff und so kam es zum Massensprint auf einer rund 1,3 Kilometer langen, ansteigenden Zielgerade. Ich wollte im Finale eigentlich noch Kapitän Joshua Huppertz helfen, aber bei der Hitze an sein Limit zu gehen ist sehr schwer“, resümiert Hugger, der als 88. und sechst-jüngster Fahrer mit „nur“ 1:31 hinter dem Sieger Bryan Coquard (Vital Concept) den Zielstrich überquerte. Huppertz fand sich auf dem 49.Platz mit 38 Sekunden Rückstand auf den Erstplatzierten wieder. 31 Fahrer gaben auf, 136 kamen ins Ziel.

Tagsdrauf erhielt Jan Hugger einen Anruf von der Teamleitung, dass er (wie schon beim GP Cerami, bei dem eigentlich eine kurze Rennpause angedacht war), für den kranken Teamkollegen Lukas Märkl einspringen müsse, diesmal beim 24 Stunden-Rennen am Nürburgring. „So bin ich dann am Samstag zwei Runden für das 8er-Team „Kern-Haus// Lotto Kern-Haus“ gefahren, das dann auch siegreich war.“ Am Sonntag folgte, wie vorgesehen, der nächste Einsatz in der „Müller – Die lila Logistik Rad-Bundesliga“ am Nürburgring – für Hugger also Dauereinsatz bei extremen Wetterverhältnissen. Nach der Hitzeschlacht am Donnerstag in Belgien nun der Temperatursturz um fast 30 Grad und Regen auf der schweren Nordschleife. Mit jeder der fünf Runden wurden 580 Höhenmeter absolviert, die steilste Stelle an der Hohen Acht lockte mit 17 Prozent Steigung, insgesamt summierten sich das Bundesligarennen der Elite/Amateure auf 110 Kilometer. Viele Bundesligastarter kamen mit den nassen Abfahrten nicht zurecht, weshalb das Feld direkt in der ersten Runde extrem lang war. „In Runde eins hatte ich noch sehr zu kämpfen und fühlte mich nicht frisch, wurde dann aber von Runde zu Runde besser. Wir forcierten eine Attacke für Jonas (Teamkapitän Rutsch), welcher zur Spitzengruppe aufschließen konnte“ erklärt der 21-Jährige und verweist auf die nächste wichtige Aufgabe: „Joshua Huppertz und ich haben den Spitzenreiter der Bundesliga John Mandrysch (P&S Thüringen) isoliert, damit der möglichst viel an Boden auf Jonas Rutsch als den bislang Zweitplatzierten verliert. Das gelang. Josh und ich haben an der Zielwelle Mandrysch dann noch attackiert und ihm so nochmal zwei Positionen "aufgebrummt.“ Hugger konnte mit seiner Arbeit zufrieden sein. Rutsch wurde knapp hinter Sieger Christopher Hatz (Team Hermann) Zweiter und machte damit ordentlich Punkte auf den BL-Gesamtführenden Mandrysch gut, der seine Führung mit 714 Punkten verteidigte. Rutsch sitzt ihm nun mit nur noch 60 Zählern Rückstand im Nacken. Hugger wurde auf dem Nürburgring nach guter Leistung und starker Teamarbeit 25ster.

Am Sonntag vor einer Woche wurde Jan Hugger Elfter beim Klassiker mit HEUER-Cup-Etappe in Reute, wohin er bereits 78 Kilometer mit dem Rennrad und einem Teil seiner Teamkameraden fuhr und Reute als willkommene Einlage für die harte Woche nutzte.

Bereits am Mittwoch geht es für den Radprofi aus Villingen-Schwenningen zur Tour Alsace (31.07.2019 – 04.08.2019) rüber ins Elsaß. Dort startet er im Deutschen U23-Nationalteam unter anderem wieder mit KT-Kollege Jonas Rutsch.

Text: uhu

Foto: Archiv Marcel Hilger Deutschland-Tour 2018