Bester Deutscher in der Gesamtwertung, aber unzufrieden mit der Platzierung – für Jan Hugger endete der erste Saison-Einsatz im Nationaltrikot auf Platz 30. Zusammen mit den BDR-Kollegen Frederik Einhaus, Johannes Adamietz, Tom Müller, Leon Heinschke und Juri Hollmann startete der Schwenninger bei der „48.Tour du Pays de Vaud“ (TPV) im Schweizer Waadtland, die zum U19-Nationscup des Radsportweltverbandes UCI zählt.

Die Juniorenrundfahrt zählt zu den international anspruchsvollsten Etappen-Rennen und brach den bisherigen Teilnehmerrekord mit 144 Fahrer aus 25 Teams (24 Nationalteams, sowie ein Schweizer Mix-Team). Dabei stieß die professionell organisierte TPV logistisch wohl fast an ihre Grenzen.

 

Im Gegensatz zum letztjährigen Etappenrennen bei Lausanne, ging es nicht hinauf in die Skiregionen. Aber auch die diesjährige Streckenplanung sorgte mit insgesamt 4'947 Höhenmetern auf einer Gesamtdistanz von 319,8 Kilometer für ausreichend Klettermöglichkeiten. Und für unglaublich schnelle Rennen.

„Es wurde durchweg zügig gefahren. Eigentlich fuhren wir nahezu immer Vollgas, das lag vor allem an den Schweizern, die immer Tempo machten“, wundert sich der Siebzehnjährige nicht, denn das eidgenössische Juniorennationalteam zählt international zu den stärksten Mannschaften.

Schon der kurze, aber wellige Prolog am Donnerstagabend von Carrouge über 3,7 Kilometer ging an die Schweiz, während Hugger mit seiner Zeit nicht zuletzt hinter den eigenen Erwartungen zurück blieb.

Die erste Etappe am Freitag bei sommerlichen Temperaturen von Bofflens nach Apples (118 Kilometer/1'307 HM) touchierte mehrfach die Strecken der TPV 2015 und war für den Schwenninger fast schon zu einem Déjà-vu. Bei der Zielankunft in der ersten Verfolgergruppe wurde er Etappen-Vierzigster mit 23 Sekunden Rückstand auf den italienischen Sieger und rutschte in der Gesamtwertung bereits einige Plätze nach vorn.

Von den Stürzen auf der ersten Halbetappe am Samstag mit Blick auf den Neuchateler See blieb Hugger verschont, nicht aber vom extrem schlechten Wetter. Dauerregen und Nebel begleiteten die Fahrer während der Königsetappe am Samstagvormittag. Beim Start um neun Uhr schüttete es aus Kübeln und das Wetter besserte sich im Laufe der 80,3 Kilometer von Ballaigues nach Orbe nur bedingt. Nach einem Sturz mehrerer Junioren auf den ersten, abfallenden Kilometer, wurde das Rennen zunächst neutralisiert, während die Fahrer auf dem Weg in den langen Berg hinein und hinauf zur Alm „Les Rochads“ bereits wieder freie Fahrt bekamen. Nebel begleitete die Rennfahrer zum Teil auf der ebenfalls sehr langen Abfahrt von 1257 Meter ü.M. Hinab auf 523 Meter ü.M. „Zu Rennbeginn heizten wir trotz des Regens mit einem 50er Schnitt und gaben Vollgas“, gibt Hugger zu Protokoll.„Allerdings hat uns (BDR-Fahrer Adamietz, Müller und Hugger) im Anstieg das letzte Quäntchen gefehlt, so mussten wir auf den letzten Metern bis zur Bergwertung die Spitze ziehen lassen. Bei der Abfahrt wären wir fast wieder hineingefahren“, sagt der Schwenninger, der unter anderem zusammen mit dem Schweizer Til Steiger noch einmal einen Angriff startete. Im Ziel des schönen, winkeligen Ortes Orbe blieb als Bester des deutschen Teams der 38.Platz, während der Rückstand auf des Tagessiegers aus Kasachstan dann doch 3.29 Minute betrug. Auf der Bergetappe wurde ein 37,2 Schnitt gefahren.

 

Beim anschließende Einzelzeitfahren auf der 12,1 Kilometerlangen flachen Strecke, mit kurzem, winkeligen Anstieg durch das alte Örtchen Orbe fand Hugger nicht in den gewohnt guten Tritt, konnte sich aber in der Gesamtwertung weiter nach vorn schieben. Hier triumphierte der Amerikaner Brandon McNulty beim perfekten Kampf gegen die Uhr.

Die welligen Schlussetappe von Penthalaz nach Vufflens-la-Ville über 105,7 Kilometer ( 1'754 Höhenmeter) und einem 44,2 Schnitt, prägten viele, einzelne Attacken im Hauptfeld, auch unter anderem von Jan Hugger, der zusammen mit einem Dänen, Italiener und Litauer herausgefahren war, die alle wieder neutralisiert wurden. Erst der knackige Schlussanstieg hinauf zum Ziel entschied schließlich die dritte Etappe mit einem französischen Sieg. Jan Hugger stellte hier seine Kletterqualitäten unter Beweis und erreichte punktgenau als guter Zwanzigster und zwei Plätze hinter Teamkamerad Freddi Einhaus das letzte Ziel der TPV 2016. Als 30. der Gesamtwertung wurde er damit bester Deutscher. Das deutsche Nationalteam blieb ohne Nationscup-Punkte. Es siegte der Schweizer Nationalfahrers Marc Hirschi, der für die knapp 320 Kilometer in den vier Tagen 07:26:47 Stunden benötigte.

Das kritische Fazit von Hugger: „Ich musste erst einmal ins Rennen hineinfinden. Die anderen BDR-Fahrer hatten bereits Einsätze bei mehreren Etappenfahrten. Wenn ich zuvor schon eine solche Rundfahrt in den Beinen gehabt hätte, wäre es schon besser gelaufen. Sonst war es aber ok - aber eben nicht richtig gut.“

Nur 97 der ursprünglich bei der TPV gestarteten 144 Fahrer beendeten die „Tour du Pays de Vaud 2016“. Viele wurden während der einzelnen Etappen aus dem Rennen genommen, weil sie die Karenzzeit verpassten oder mussten nach Stürzen aufgeben.

 

Text/Fotos:uhu