„Es war ganz OK“, bilanzierte der Schwenninger Jan Hugger von „Team Lotto Kern-Haus“ nach vier Etappen in Frankreich. Für ihn persönlich war das der 23.Rang im Massensprint der Schlussetappe und der 57.Platz in der Gesamtwertung mit 6:28 Minuten Rückstand auf Gesamtsieger Benjamin Thomas (Cofidis). Sich als kleines Team unter den großen WorldTour-Mannschaften gut zu behaupten, sich zu zeigen und in die Gruppen des Tages zu gehen – das war die Devise, die vor dem Start der „Boucles de la Mayenne 2022“ (UCI 2.Pro) am Donnerstag vom Sportlichen Leiter Patrick Banfi ausgegeben wurde.

Das für die WorldTour-Profis verhältnismäßig „kleine“ Rennen „Boucles de la Mayenne 2022“ (UCI 2.Pro) war stark besetzt.Unter den 22 Teams befanden sich mit Cofidis, Groupama–FDJ, UAE Team Emirates, Ag2r-Citroen und Movistar fünf WorldTour-Mannschaften, zwölf namhafte Pro-Kontinentalteams und fünf Kontinentalteams, wie es Team Lotto Kern-Haus eines ist. Während sich die „kleinen Teams“ vor allem bestens präsentieren und vielleicht den „Großen“ ein Schnippchen schlagen wollten, ging es für die High-Level-Mannschaften bei der Rundfahrt ein Stück weit auch noch um das Ausfahren der Plätze für die Tour de France. Und natürlich wollen französische Team im eigenen Land immer auch glänzen. Sprich: Es wurde richtig Radrennen gefahren. Kein Platz für Tändeleien.

 

„Es war schnell klar, dass wir da keine großen taktischen Möglichkeiten hatten. Wir waren mehr oder weniger darauf angewiesen, was die „Großen“ zuließen. Die nahmen das Rennen sehr ernst. Es ging ja auch um wichtige UCI-Weltranglisten-Punkte, die für die neue WorldTour-Lizenzvergabe benötigt werden. Dass wir zweimal einen Mann in der Gruppe des Tages dabei hatten (Joshua Huppertz und Leslie Lührs) war optimal“, erklärte Hugger nach der Schlussetappe. „Die „Boucles“ ist die gleiche Kategorie wie die Deutschland-Tour und somit ist die Qualität des Fahrerfeldes natürlich dementsprechend hoch.“ Mit am Start war unter anderem auch der Olympiasieger 2016 und Klassiker-Sieger Greg Van Avermaet (Ag2r-Citroen) aus Belgien.

Für den Drittdivisionär „Lotto Kern-Haus“ standen Joshua Hupperts, Leslie Lührs, Marcel Meisen, Jan Kuhn, Dominik Bauer und Jan Hugger am Start.

Alle vier Etappen endeten mit einem Massensprint, der jeweils auf harte, rasante Schlussrunden-Kilometer folgte.

Die Etappen:

1.Etappe, Saint-Pierre-des-Landes - Andouillé (180km): Beim Sieg von Kontinentalfahrer Jason Tesson (St. Michel-Auber93) „hatte ich im Finale Pech, als ich mehr oder weniger von Kontrahenten abgeschossen wurde und Leslie kurze Zeit nach mir“, erläutert der 23jährige Hugger. Er sollte zusammen mit Joshua Huppertz den Sprint für Leslie Lührs anfahren. Huppertz wurde als Bester des Teams aus Weitersburg/Koblenz 30ster.

2. Etappe, Jublains – Pré-en-Pail-Saint-Samson (171km): „Hier zahlten Josh und ich auf der bergigen Zielrunde Lehrgeld. Wir unterschätzten die Temperaturen und tranken wohl zu wenig. Mussten dann mit Krämpfen herausnehmen“, aber Hugger konnte sich damit trösten, dass Leslie Lührs, der in der „Gruppe des Tages“ war, als aktivster Fahrer der Königsetappe ausgezeichnet wurde. Es siegte im Massensprint Benjamin Thomas von „Cofidis“.

 

3.Etappe, Saint-Berthevin – Château-Gontier-sur-Mayenne (188km): „Ag2r“ verhinderte mit seinem extremen Tempo, die Besetzung einer Fluchtgruppe. Gefahren wurde ein 46erSchnitt bei rund 2000 Höhenmeter. Der Sieger kam mit Amaury Capiot aus dem Pro-Kontinental-Team „ Arkéa-Samsic“. „Lotto Kern-Haus“-Kapitän Huppertz hatte Pech und bekam im Massensprint einen Schlag gegen das Schaltwerk, was ihn zurückwarf.

 

4.Etappe, Martigné-sur-Mayenne – Laval (180km): Husarenstück von Joshua Huppertz, der fast die gesamte Strecke in der sechsköpfigen Fluchtgruppe fuhr, die erst vier Kilometer vor dem Ziel geschnappt wurde. Dann übernahm Jan Hugger fürs Team: „Eigentlich wollten wir für Leslie den Sprint am Ende anfahren, aber der war kaputt und schon raus aus dem Rennen. Dann fuhr ich selbst auf den Sprint.“ Der Schwenninger wurde beim Sieg von Sebastian Molano (UAE Team Emirates) 23ster. „Das ist nichts besonderes, aber o.k.“, ordnete der Student seine Position ein. Vier Plätze hinter Punktefahr-Weltmeister Benjamin Thomas, dem Rang 19 auf der Final-Etappe zum Gesamtsieg von „Boucles de la Mayenne“ reichte. Den Tagessieg feierte am Sonntag Juan Sebastián Molano (UAE Team Emirates).

 

Fazit der Teamleitung von „Lotto Kern-Haus“ nach vier harten Renntagen: „Wir können im Großen und Ganzen zufrieden sein. Es waren vier tolle Tage in Frankreich, mit richtigem Radsport und vielen Zuschauern. Dazu waren wir an zwei von vier Tagen in der Spitzengruppe und konnten uns in diesem starken Feld präsentieren", so Patrick Banfi gegenüber der Radsport-Plattform radsport-news.com. „Und als kleines Kontinental-Team haben wir viele Fernsehminuten gesammelt!"

 

Nächstes Rennen wird für Jan Hugger das Profirennen im eidgenössischen Gippingen sein, auf das dort zwei Tage später das Bundesligarennen folgen wird, bei dem der Student an der Hochschule Furtwangen das lila Führungstrikot verteidigen möchte.

 

Text/Fotos: uhu (Eurosport gcn)