Trotz guter Arbeit bei der 56.Tour der Bretagne (UCI 2.2) ging die Rechnung für das deutsche Kontinentalteam „Lotto Kern-Haus“ und Jan Hugger aus Schwenningen nicht auf. Die Radsportmannschaft aus Weitersburg musste nach sieben Etappen und insgesamt 1166,8 Kilometern im hügeligen Nordwesten Frankreichs ohne einen einzigen Podestplatz nach Hause fahren.

Dennoch war das deutsche Team beim Rennen der UCI-Europe Tour vom 25.April bis 1.Mai nicht nur bei der täglichen Fernsehübertragung oft im Bild. Mit offensiver Fahrweise behaupteten sie sich immer auf Augenhöhe mit den 24 Equipes und waren täglich im TV als harte Arbeiter zu sehen. Denn Radsport ist Teamwork. Es galt bald die Top Ten-Platzierung von Mannschaftskollege Jakob Geßner, die er auf den ersten fünf Etappen in der Gesamtwertung inne hatte, zu halten. Die Zeitabstände von Platz eins bis 30 lagen bis dato im Sekundenbereich. Das hieß: Geßner mit 36 Sekunden Rückstand auf den Führenden auf Platz neun und Jan Hugger als 27ster mit 57 Sekunden plus.

Die fünfte Etappe von Ploërmel nach Scaër war mit 193.2 Kilometer die längste der Tour und das Husarenstück von Jan Hugger. Der 23-Jährige war über rund 150 Kilometer Teil eines Spitzen-Sextetts, das gut harmonierte und einen Maximal-Vorsprung von rund fünf Minuten herausfuhr. Knapp 35 Kilometer vor dem Ziel wurde die Ausreißergruppe wieder gestellt. Ein Schicksal, das übrigens allen Fluchtgruppen über die sieben Etappen, die meist in einem Finale auf technisch anspruchsvollen und schmalen Straßen mündeten, beschieden war. Beim Massensprint in Scaër rollte der Schwenninger mit dem großen Feld ins Ziel, Geßner behielt seine Top Ten-Platzierung.

Einen schlechten Tag auf den letzten Metern erwischte das Hugger-Team auf der sechsten und vorletzten Etappe. Zunächst schien die Teamarbeit soweit gut zu laufen. Bis zum Finale. Auf der vorletzten Zielrunde erlitt der junge Geßner, der von Joshua Huppertz und Hugger „beschützt“ wurde, „einen Motorplatzer“, wie es im Radjargon auch bezeichnet wird, wenn plötzlich die Kraft nachlässt. „Josh und ich versuchten Jakob nochmals nach vorn zufahren, aber die Spitze wartete natürlich nicht und das Tempo war logischerweise zu dem Zeitpunkt extrem hoch“, resümierte Hugger. Fazit: Die Top Ten-Platzierung war futsch und Geßner bekam 1:15 Minute aufgebrummt.

Das beschädigte aber nicht die Moral im deutschen Kontinentalteam. Im Gegenteil. Der 27-jährige Joshua Huppertz fuhr am 1.Mai eine starke Schlussetappe in der Ausreißergruppe des Tages über 158,8 Kilometer von Plumilliau nach Lannion. Hier gewährte die Tour de Bretagne den Fahrern kurzzeitig auch wieder einen Hauch Meeresbrise und den Blick auf den Atlantik. Wovon die schnellen Männer allerdings eher wenig mitbekamen. Aber auch am Sonntag war „Lotto Kern-Haus“ am Ende nicht vom Glück verfolgt. So wurde der starke Joshua Huppertz durch einen Defekt auf der zweiten Finalrunde um den verdienten Erfolg für seine gute Arbeit gebracht.

Beim Gesamtsieg des französische Ex-World Tour-Profis Johan Le Bon (Dinan Sport Cycling) fand sich Jakob Geßner auf Rang 31 wieder. Huppertz wurde 43. und Hugger blieb am Ende der angesehenen Rundfahrt Gesamtplatz 49 und Platz sieben in der Gesamtbergwertung.

„Wir haben zwar kein Ergebnis aus den sieben Etappen mitgenommen, aber die Tour de Bretagne können wir als gute Grundlage für die nächsten Rennen, mitnehmen“, gewann Jan Hugger dem Frankreich-Rennen positives ab. „Die Stimmung im Team war immer gut und die Fans hatten uns wohl auch sehr gemocht, denn gefühlt jeder hatte eine Team-Kappe von uns auf, nur wir selbst hatten keine mehr“, lachte der Student, der am Montag direkt von Frankreich aus zum Studium an die Hochschule Furtwangen fuhr.

Das Team Lotto Kern-Haus war mit den Fahrern am Start:

 

Alle Ergebnisse unter: https://www.procyclingstats.com/race/le-tour-de-bretagne/2022/gc

 

Text: uhu

Fotos: Veranstalter Tour de Bretagne/ Sébastien Delaunay/https://www.tourdebretagne.bzh/

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