„Wir haben uns gut verkauft“, blickt der Schwenninger Jan Hugger auf die „34.Deutschland Tour 2019“ (2.HC) zurück. Es wurde schließlich nach einer konstant guten Leistung Platz 76 in der Gesamtwertung und 24. in der U25-Nachwuchswertung, umringt von gestandenen World Tour-Profis. Nach den vier spannenden Etappen von Hannover bis Erfurt hatte der 21-Jährige 29:47 Minuten Rückstand auf den Gesamtsieger Jasper Stuyven von Trek-Segafredo.

Das Kontinentalteam „Lotto Kern-Haus“ zeigte eine kämpferische Mannschaftsleistung im sehr gut besetzten Starter-Feld, das aus 15 World Tour-Teams, drei Pro-Kontinentalmannschaften und vier Kontinentalteams bestand. Zwei Glanzauftritte von Kapitän Joshua Huppertz sorgten für Furore. Höhepunkt war Huppertz Auszeichnung als kämpferischster Fahrer auf der Schlussetappe von Eisenach nach Erfurt. Bereits auf der ersten Etappe von Hannover nach Halberstadt fuhr sich der Lotto-Kern-Haus-Kaptiän mit einer 150 Kilometer langen Flucht in einer vierköpfigen Ausreißergruppe in den Fokus der vielen Radsportfans an der Strecke und vor dem Fernseher.

Nach der offiziellen Teampräsentation am Mittwochabend startete Hugger zunächst als eine Art Vorbelastung beim anschließenden Kriterium„Nacht von Hannover“, die der Tour-de-France-Sieger von 2018 und Gesamtzweite dieses Jahres, Geraint Thomas (Ineos), gewann.

Die erste Etappe von Hannover nach Halberstadt (167 Kilometer) „ging gleich richtig schnell los“, verrät Hugger. Durch eine gute Teamleistung schaffte es sein CehfJoshua Huppertz in die besagte Ausreißergruppe. Rund 30 Kilometer vor dem Ziel wurde es dagegen hinten im Feld zunehmend nervöser, erste Stürze folgten. „Ein Fahrer von Astana stürzte direkt vor mir, ich musste spektakulär ausweichen. Danach zog es in meinem Oberschenkel. Ich musste so den letzten Anstieg vor dem Ziel locker hochfahren", blickt Hugger (118., 2:53 Minuten Rückstand) zurück. Teamkollege Tobias Knaup erinnert sich in seinem Tour-Tagebuch: „Ich konnte noch rechtzeitig abbremsen, aber bei Jan wurde es etwas brenzliger. Natürlich nur mit viel Können konnte er dem Sturz ausweichen. Dabei fuhr er regelrecht freihändig, in dem Gedanken gleich kopfüber in den Sturz zu fallen, über einen vor ihm liegenden Fahrer von Astana drüber. Für die Aktion gab es auch Lob vom Schweizer Matthias Frank, der mich fragte, ob wir so etwas trainieren würden“. Den extrem harten Sprint von Halberstadt gewann Pascal Ackermann (BORA-hansgrohe). Es sollte der einzige deutsche Sieg auf den vier Etappen bleiben.

Seinen besten Tag hatte Jan Hugger auf der zweiten Etappe von Marburg nach Göttingen (202 Kilometer), „da lief es richtig gut und schnell, obwohl es kein Meter flach war“, so Hugger. „Es wurde von Beginn an Vollgas gefahren. Ich war immer im vorderen Feld musste dann aber 30 Kilometer vor dem Ziel reißen lassen und bin gemeinsam mit dem Norweger Odd Eiking ins Ziel gefahren", so Hugger (75., + 12:36) über die rasante (46 Schnitt bei 202 Kilometer und 3000 Höhenmeter) und längste Etappe bei Temperaturen um 30 Grad. Auch die World Tour-Profis fuhren am Anschlag. "Das war eines der härtesten Rennen dieses Jahres. Von Beginn an wie Krieg", sollte Pascal Ackermann später sagen.

Gemächlicher im Vergleich zum höllischen Vortag, aber nur kommod bis zur anspruchsvollen Schlussrunde, wurde die dritte Etappe von Göttingen nach Eisenach (189 Kilometer) zurückgelegt. Bei schwülen 30 Grad wurde daraus dennoch ein harter Kampf um die Ausreißer-Gruppen. Ein Duo mit dem diesjährigen Tour de France-Helden Julian Alaphilippe (Deceunnick-Quick-Step) schaffte die Flucht und wurde erst am vorletzten Anstieg gestellt. „Danach haben wir reißen lassen, um Körner für die letzte Etappe zu sparen, und um vielleicht noch einmal in eine Gruppe zu kommen", erklärt Hugger (77., + 10:47).

 

Sein Team-Kollege Huppertz setzte auf der sehr anspruchsvollen vierten Etappe von Eisenach nach Erfurt (über 159 Kilometer) den Glanzpunkt. Er wurde am Ende als kämpferischster Fahrer des Tages auf der großen Bühne ausgezeichnet. Zur großen Freude von Team-Chef Florian Monreal, der mit der Mannschaftsleistung seines jungen Teams sehr zufrieden war.

 

„Lotto Kern-Haus präsentierte sich hervorragend. Die erhofften Top Ten Ergebnisse blieben zwar aus, aber dennoch konnten sich die Fahrer vom Team Lotto Kern-Haus mit einer äußerst aktiven Fahrweise hervorragend in Szene setzen“, heißt es auf der Team Lotto Kern-Haus-Homepage.

„Die Rundfahrt wurde richtig gut ausgefahren. Insgesamt waren die Top-Teams unglaublich stark", resümiert Hugger nach seinem 57. Platz (+ 3:25) auf der Schluss-Etappe durch den Thüringer Wald und durch mehrere Wintersportort.

Und das Sieger-Team "Deceuninck-Quick-Step" aus Belgien über seinen Superstar und Liebling der Herzen der diesjährigen Tour de France, Julian Alaphilippe:   

"For Julian Alaphilippe, this was the first race in over three weeks, and the leader of the UCI World Individual Classification, winner of twelve races so far this season, was content with how things went for him: “I had a great time here and enjoyed the race and being back in action with the Wolfpack. The atmosphere was beautiful, and it was really nice to celebrate a stage victory, Yves’ deserved third place on the GC and the best team award, it’s always special to win it. I worked hard and built my condition, which I will continue to do over the next weeks, Canada included, where I look forward to racing again.”"

Text:uhu

Fotos: Marcel Hilger,Team Lotto Kern-Haus/Roth-Foto/uli hugger/Frank Huppertz

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