Eigentlich spielten Simon Engel und Urs Hugger schon längst zusammen Eishockey beim FSV Schwenningen, auch Jonas Engel und Jan Hugger starteten schon eine ganze Weile im gleichen Trikot des 0711-Cycling-Teams – doch erst per Zufall kamen sie dahinter: Engels und Huggers gehen jeweils „hoch zwei“ ihrem Lieblingssport nach. Die einen in der Eishockey-Landesliga, die anderen semi- professionell für das UCI-Kontinentalteam aus Stuttgart.

„Ja das ist schon witzig, mein Bruder und ich haben es erst herausgefunden, als ich mir Bilder von einem FSV-Spiel von Mutti Hugger anschaute und ich dann von Jonas (der Radsportler) wissen wollte, woher ER die Fotografin eigentlich kenne und warum er mit ihr auf Facebook befreundet sei“, lacht der 22-jährige Simon Engel, der seit Oktober 2015 in Schwenningen wohnt und im fünften Semester Medizintechnik an der HFU studiert. Es ist Simons zweite Saison beim FSV Schwenningen. Mit 14 begann der gebürtige Bietigheimer, gepuscht von einem Nachbarjungen, mit Eishockey und stand in der Jugendbundesligamanschaft der Steelers. Er ist ein Mannschaftssportler: „Allein trainieren, wie zum Beispiel zunächst bei der Leichtathletik, hat keinen Spaß gemacht. Was wohl auch der Grund war, warum ich nie mit Radsport begonnen habe.“

Den praktizierte zwar FSV-Teamkollege Urs Hugger, ebenfalls 22 Jahre alt, aber auch der Schwenninger begann mit Eishockey und wechselte nach dem Gewinn der „inoffiziellen Deutschen Knabenmeisterschaft“ mit dem SERC-Jahrgang 1996/97 und dessen Wahl zum „Team des Jahres 2009“ der Doppelstadt, vom Eishockey zum Radsport. Dort schaffte er es in den Kader des Württembergischen Radsportverbandes, kehrte dennoch 2014/2015 zurück aufs Eis. „Eishockey ist halt einfach körperbetonter“, bringt es der Wirtschaftsingenieurwesen-Student auf den Punkt.

Diese Saison bilden die FSV-Schwenninger in der Landesliga BW das Schlusslicht. Nach einem Spielerpass-Formfehler wurden im Saisonverlauf sämtliche Punkte aberkannt.

Eigentlich würde auch Jan Hugger gern wieder in einem Eishockey-Team zum Schläger greifen. Als SERC-Nachwuchsgoalie stand er, wie schon der große Bruder Urs, in der EBW-Auswahl, dem Nachwuchs-Kader das baden-württembergischen Eishockeys, und stand ebenfalls im Schwenninger DM-Team von 2009. Aber der inzwischen 19-Jährige hat sich vollständig dem Radsport verschrieben, startete als Junioren-Nationalfahrer bei den Straßen-Europameisterschaften und fährt in der Straßensaison 2018 erneut für das Kontinentalteam 0711-Cycling, zu dem er im letzten Sommer wechselte. Wochenlang bestritten Jan Hugger und Jonas Engel gemeinsam Rennen, ohne dabei zu realisieren, dass ihre Brüder schon längst das gleiche Eishockeytrikot trugen.

Jan Hugger und Jonas Engel verrichteten in der vergangenen Saison vor allem Helferarbeit für ihren Team-Kapitän, zum Beispiel bei der „Tour of Iran“ oder der „Sibiu Tour“ in Rumänien und sorgten damit für sehr gute Resultate. Hugger wird sich ab März als Student des„Wirtschaftsingenieurwesen Service Management“ in den Brüder-Reigen der Studenten eingliedern: „Die HFU in Furtwangen bietet mir mit dem sogenannten „Furtwanger Modell“ für Spitzensportler hoffentlich die Freiheit dem Sport nachzukommen, trotz des Bachelor-Studiengangs.“

Radsport-Teamkollege Jonas Engel, gebürtiger Bietigheimer, wohnt in Stuttgart und studiert dort Maschinenbau "Mikrotechnik, Gerätetechnik und technische Optik". Er ist der Trainingsweltmeister der Familie Engel. 15-25 Stunden pro Woche und 27.000 Kilometer im Jahr sitzt der 23-Jährige im Sattel. Dabei kam er eher zufällig zum Rennsport. Weil der Weg zur Schule mit dem Bus zu lang wurde, entschied er sich das Rad zu nehmen. Aus dem Tourenrad des Vaters wurde im 2009 ein Rennrad. 2010 folgte die erste Radsportlizenz. Im zweiten Juniorenjahr kam die Berufung in den WRSV-Landeskader. Aber Engel schloss sich lieber der damaligen Bundesligamannschaft aus Leutkirch an „und hatte dort eine Saison, die mir sehr viel Spaß gemacht hat.“ Aktuell möchte er nach einer verkorksten Saison 2017 wieder erfolgreicher sein.

Und auf die Frage, was denn alle Brüder samt Sport vereint oder voneinander unterscheidet?

Eishockeyspieler Urs Hugger, typisch kurz: „Nicht viel“, während Radsportler Jan in die Tiefe geht: „Mich unterscheidet von Urs, denke ich, der Kopf. Urs war genauso talentiert und ambitioniert im Radsport wie ich. Wir ergänzen uns aber recht gut, helfen uns gegenseitig aus und akzeptieren die Entscheidungen des jeweils anderen.“

Eishockeyspieler Simon Engel verrät überraschend: „Ich würde fast sagen, dass der Radsport eigentlich härter ist, aber verrate das meinem Bruder nicht! Wir haben zwar einen gemeinsamen Freundeskreis, aber ansonsten würde ich uns als zwei sehr verschiedene Menschen bezeichnen.“

Radsportler Jonas fasst es so zusammen: „Der größte Unterschied zwischen Radsportlern und Eishockey-Spielern ist wohl die Toleranz gegenüber übelriechender Sportwäsche! Nein, im Ernst, Unterscheidungen gibt es bei der Statur und den Anforderungen an Kraft und Ausdauer. Und: Im Gegensatz zu meinem Bruder, trainiere ich selbst auch gerne mal allein.“

Und noch ein Unterschied: Während sich die Eishockeysaison so langsam aber sicher dem Ende zuneigt, starten die Straßenradsportler im Frühjahr wieder so richtig durch.

Information am Rande: Beide Hugger-Buben haben ihre Nachwuchslizenzen über den RV Viktoria Niedereschach gelöst.

Text: uh

Foto: Radsport:0711-Cycling-Team// Eishockey:uhu

 

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