Temesgen (li) und Haben (re) zwei mit viel Spaß am Sport
Sie sind engagiert, sie sind fröhlich und sie haben Spaß – die beiden „Trainings-Neuzugänge“ beim RV Viktoria 1910 Niedereschach.
Haben und Temesgen sind Flüchtlinge aus Eritrea und wohnen seit einiger Zeit in Villingen-Schwenningen. Dass die beiden jungen Männer fleißig sind und anpacken können, bewiesen sie zuletzt als Helfer der Vesperkirche in Schwenningen, wo sie zugleich ihre gerade gelernten Deutschkenntnisse gerne ausprobierten und den Wortschatz vergrößerten.
Auch eine ihrer Leidenschaften bringt sie heraus aus dem Flüchtlingsheim – der Radsport. Über verschiedene Ecken kam so der Kontakt zum Niederschacher Radfahrerverein zustande. Während der 24-jährigeTemesgen in seiner nordafrikanischen Heimat sogar Radrennen bestritt, weckte beim gleichaltrigen Haben der Schulsport das Interesse für das Radfahren. Radrennen sind Temesgens Leidenschaft! Schon früh beendete er deshalb seine schulische Karriere, um nur noch Radrennen zu fahren und sein Geld durch Fahrradreparaturen zu verdienen. Das machte er auch sieben Jahre lang bis er zum Militärdienst eingezogen wurde, den man in Eritrea dann lebenslänglich abzuleisten hat. So blieb ihm, wie so vielen anderen jungen Männern dort, nur noch die Flucht als Ausweg.
Temesgen und Haben mit den "Viktorianern"
Temesgen hat eine Frau und eine kleine Tochter in Eritrea und hofft, dass sie auch einmal nachkommen dürfen. Noch ist jedoch das Asylverfahren nicht abgeschlossen. Trotzdem wünscht er sich so schnell wie möglich einen 450 Euro-Job oder einen Vollzeit-Job in einer Fahrradwerkstatt.
Haben hat im Gegensatz zu seinem Freund keine eigene Familie in Eritrea. Er half mit seinen neun Geschwistern seinem Vater in der einfach geführten Landwirtschaft und machte seine einschlägigen Erfahrungen mit dem Radfahren als Personentransportfahrzeug im Sudan, wo er längere Zeit als Rikschafahrer sein Geld verdiente, bevor auch er zum lebenslangen Wehrdienst nach Eritrea zurückkehren sollte, was ihn schließlich zur Flucht veranlasste.
Nachdem man beim RV Viktoria Niedereschach alle Versicherungsfragen mit dem Württembergischen Landessportbund geklärt hatte, stand den ersten Wintertrainingseinheiten mit dem herzlichen Duo nichts mehr im Wege. Auch für den Bring- und Abholdienst von Schwenningen nach Deißlingen und zurück, wo die Niedereschacher in den Wintermonaten Spinningtraining absolvieren, wurde gesorgt. Inzwischen besitzen die beiden jungen Männer entsprechende Sportkleidung, damit sie uneingeschränkt dem schweißtreibenden Sport frönen können und tun das mit großer Begeisterung!
Auch für das Straßentraining wird bereits geplant. Die Vereinsmitglieder des RV Viktoria Niedereschach versuchen entsprechendes Material zur Verfügung zu stellen, so dass die jungen Eritreer zusammen mit den Viktoria-Hobbyfahrern auch im Freien in die Pedale treten können. Die beiden jungen eritreischen Männer werden mit Sicherheit mit Herz dabei sein.
Text uhu
Fotos: über Heinz Herbst